Das Brandunglück der Schulmädchen in Piranshahr (einer der kurdischen Städte im Iran) im Jahr 2012 ist eines der bittersten und tragischsten sozialen Ereignisse.
Das fahle Sonnenlicht
Lehnt sich auf jeden Ziegel der Wand
Der Winterstall
Gähnt, noch in seinem Schlaf gefangen
Die halb offenen Augen der Kastanienstute
Wiederkäuen den Frühlingsgalopp ihres Fohlens
Und ein geschecktes Schaf
Leckt ihr herbstliches Lamm
Der Ofen ist noch immer voll
Vom Duft frischen Brotes
Und das handbemalte Tischtuch
Neben dem Feuerholzofen
Weckt die Ungeduld des Hungers
Eine Frau
Fegt die nächtliche Trägheit
Mit einem nassen Besen
Aus dem Raum
Neben der Veranda
Flickt ein Mann
Einen alten Sack
Ein Mädchen
Sorgfältig faltet sie ihr geschenktes Kopftuch
In das bestickte Aussteuerbündel
Damit die zarten Blumen
Nicht zerknittert werden
Kleine Fußspuren
Stören den nächtlichen Regen
In den engen, schlammigen Gassen
Das Eilen des Morgenliedes
Auf blauen Lippen
Die sich an den weinroten Rissen
Gewöhnt haben
Die Hitze eines quadratischen Raums
Ist wärmer als die Herzen der Mädchen
Die so einfach wie ein Wort
Lachen
So rein wie ein Lächeln
Verlieben sich
Und so schnell wie ein Blick
Entflammen
Müde Augen
Folgen der krakeligen Schrift
Der nächtlichen Hausaufgaben
Auf farblosen Holztischen
Der Blick bleibt starr
Ein Schrei bricht in der Kehle
Und Flammen verschlingen
Die unschuldigen Kinderworte
Nun bleibt nur noch Rauch und Trauer
Eine Trauer in den Gassen des Dorfes
Über dem feuchten Boden
Denn in der Stadt der Alten
Werden wieder einmal
Kinder
Verbrannt
Arsalan – Teheran
15. Dezember 2012
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